Im heutigen Interview erzählt Paul Meyns von seiner Auswanderung nach Thailand. Paul ist 2013 nach Thailand ausgewandert, hat dies anders als Werner, der ebenfalls bereits auf Phuketastic ueber seine Auswanderung nach Bangkok geschrieben hat, nicht alleine getan, sondern den Schritt gemeinsam mit seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn gewagt. Über seine Erfahrungen in Thailand berichtet er auch auf auswandern-thailand.com. Regelmäßige Beiträge über Thailand gibt es auch auf seiner Facebook Seite und bei Google plus.
Das Interview ist richtig spannend zu lesen, mit vielen wertvollen Einblicken für jeden der mit dem Gedanken an eine Auswanderung spielt. Da es sehr lang geworden ist habe ich es in drei Teile unterteilt.
In Teil 1 beschreibt Paul, wie es in nach Thailand verschlagen hat, wo er lebt und wie es ihm dort gefällt.
In Teil 2 dreht sich alles darum wie Paul seinen Lebensunterhalt bestreitet, ob er Thai spricht und was die Besonderheiten des Lebens mit Kind in Thailand sind.
In Teil 3 geht es dann darum, wie es Paul in Thailand insgesamt gefällt, ob er sich vorstellen kann für immer hier zu bleiben und seine Tipps für alle, die ebenfalls Auswandern möchten.
1. Hallo Paul! Stell Dich bitte meinen Lesern kurz vor.
Ende August letzten Jahres bin ich mit meiner Frau und unserem damals noch dreijährigen Sohn nach Thailand gekommen. Meine Frau ist eine Thai und hat vorher mit mir gut fünf Jahre in Deutschland gelebt. Ich bin nach drei, teilweise schweren Unfällen in den vorzeitigen Ruhestand versetzt worden und nicht mehr berufstätig und so war der Weg frei, aus Deutschland erst einmal auf Probe wegzugehen.
2. Was hat Dich dazu veranlasst Deutschland zu verlassen und nach Thailand zu gehen?
Schon als ich meine Frau kennenlernte und wir heirateten wusste ich, dass ich irgendwann mit ihr in Thailand leben möchte. Dass es so schnell kam, hing mit meinem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Beruf zusammen. Ich wollte nach Thailand, da ich mich mein ganzes Leben immer nach viel Wärme und Sonne gesehnt habe. In D. habe ich unter dem oft kühlen Wetter und dem Klima gelitten. Lange, dürre Menschen mit einem niedrigen Blutdruck spüren Kühle und Kälte stärker. Und jetzt kommt mir das Wetter in Thailand zugute, da die Wärme die Muskulatur entspannt und ich dadurch weniger Schmerzen habe. Habe auch keine Erkältungen oder Grippe mehr, hier vielleicht auch nicht, weil ich möglichst jede Aircondition meide. Und dieses Frühjahr 2014 war es das erste Mal seit rund 25 Jahren, dass ich absolut nichts mit Heuschnupfen zu tun hatte, der mich sonst regelmäßig gut zwei Monate ab Februar oder März plagte. Also insofern ist der Aufenthalt in Thailand als einem tropischen Land ein voller Erfolg für mich.
3. Warum hast Du Dich für Pattaya als Deinen Wohnort entschieden?
Es ist nur eine vorläufige und erste Entscheidung. Als wir in Deutschland unsere Übersiedlung planten, habe ich geschaut, wo es denn deutsche Kindergärten und Schulen in Thailand gibt. Bis April 2013 gab es eine kleine private deutsche Schule mit Kindergarten in Pattaya, die zudem noch einigermaßen erschwinglich von den Gebühren war. Das war ein wichtiger Grund, denn es war immer klar, dass unser Sohn nicht in einen normalen Thai-Kindergarten gehen soll. Er sollte möglichst von Anfang an mehrsprachig unterrichtet werden. Leider wurde diese Schule und der Kiga gut vier Monate vor unserer Ankunft unter merkwürdigen Umständen geschlossen und wir mussten uns neu umsehen.
In Pattaya gibt es eine ganze Reihe von privaten Kindergärten, meistens englisch-sprachige, wo aber Kinder vieler Nationalitäten anzutreffen sind. Da haben wir nach langen Suchen jetzt einen guten gefunden, wo er Thai und Englisch parallel lernt und wo der Stil nicht ganz so autoritär ist. Zu Hause wird meistens Deutsch gesprochen. Deutsch ist weiterhin seine erste Sprache, zwar nicht seine Mutter- sondern eigentlich ja eher seine “Vatersprache”, auch wenn meine Frau in D. fast immer Deutsch mit ihm gesprochen hat, auch wenn dazu von Pädagogen nicht geraten wird. Und das Deutsche soll auch weiterhin gepflegt und überwiegend gesprochen werden. Er soll alle Möglichkeiten einer Rückkehr nach Deutschland behalten und es soll nicht an schlechten Deutsch-Kenntnissen scheitern. Ich finde es traurig, wenn Deutsche Väter hier in Thailand ihren Kinder kein ausreichendes Deutsch beibringen. Damit schaden sie ihren Kindern und nehmen ihnen eine wertvolle Möglichkeit.
Ich glaube, die meisten Kinder wollen später lieber in Deutschland leben, wenn sie gut deutsch sprechen. So haben wir das bei den Kindern von Thai/Deutschen, als auch von reinen Thai-Paaren in Deutschland immer wieder erlebt. Da denkt kaum ein Kind daran, egal wie alt, später einmal in Thailand zu leben. Außerdem ist das Thai-Schulsystem so anders und unter dem Strich miserabel, dass unser Sohn vielleicht doch in Deutschland zur Schule gehen wird. Die Privatschulen, vielleicht außer der Christlichen Deutschen Schule in Chiang Mai sind dazu sehr, sehr teuer und bieten dennoch nicht immer das angestrebte Niveau.
4. Was gefällt Dir an Pattaya?
Wenn man vorhat nach Pattaya oder auch Jomtien zu ziehen, kriegt man erst einmal viel Wind von vorne. Und zwar von allen Seiten, in Deutschland wie in Thailand. “Du kannst doch nicht mit einem Kind nach Pattaya gehen …”, “Pattaya ist der größte Puff der Welt, da willst du hin???” usw. Das sagen nicht nur Leute, die noch nie in Pattaya oder Thailand waren, sondern auch in Thailand lebende Farangs und da haben etliche eine sehr negative Einstellung zu Pattaya. Manche sagen es einem direkt, viele halten sich bedeckt, aber man merkt es. Und an vielem was da gesagt wird, ist ein bisschen was dran. Dass es hier ein großes sog. Rotlichtmilieu gibt, war nicht entscheidend und nicht wichtig. Aber dass unser Sohn hier in einen guten Kindergarten oder später vielleicht in eine gute Schule gehen könnte und dass er vor allem hier auch glücklich mit uns und anderen Kindern leben könnte, das wog selbstverständlich viel schwerer.
So sind wir erst einmal in Jomtien gestartet, weil wir hier nur gut dreihundert Meter vom Strand leben und das ist klasse. Und es zählt, dass Pattaya eine Großstadt ist, die Farangs vieles bietet, auch zum Einkaufen. Auch dass wir schnell mit dem SongThaew für 10 Baht pro Person im Minutentakt den ganzen Tag über nach Patty hin- und zurückfahren können, was z. B. in Phuket bei der Taxi-Mafia auch nach den jüngsten Säuberungen vermutlich weiterhin unvorstellbar bleibt, ist schon toll und ein gewichtiger Standortfaktor. Und weil wir wie gesagt hier mehrere englischsprachige Kigä vor Ort haben, was in anderen Regionen Thailands nicht gegeben ist. Außerdem ist Pataya gegenüber Bangkok, Phuket oder Koh Samui auch immer noch billiger bei den Mieten und einigen anderen Lebenshaltungskosten. Selbst die Mädchen in den Bars sollen hier weniger kosten. 🙂
Und mal eben nach Bangkok zum Einkaufen oder bummeln oder zum Suvarnabhumi oder Dong Muang Aiport, das geht von hier einigermaßen schnell, jedenfalls für thailändische Verkehrsverhältnisse. Die Staus fangen schon vor, aber spätestens am Rand von BKK an und kosten immer wieder viel Zeit. Man sollte nur von Montag bis Donnerstags in die Hauptstadt fahren und nie an Feiertagen.
Darf ich ein wenig ausholen und einen Blick in die Zukunft werfen? Ein bekannter deutscher Immobilienmakler, der 19 Jahre in Pattaya lebt, hat vor wenigen Tagen auf dem Treffen des Deutschen Expats-Clubs gesagt, dass Bangkok und Pattaya in spätestens 20 Jahren eine große Region, wenn nicht eine Stadt sein werden. Alles was jetzt noch halbwegs an Grundstücken und Land zwischen den beiden Städten frei erscheint, wird bis dahin verplant und verbaut sein. Nicht nur der Wohnungsbau wird weiter expandieren, vor allem werden die Industrie, Büros und Verwaltungen und damit auch der Verkehr enorm zunehmen. Das wird mit Sicherheit so kommen, den ich. Pattaya wird nicht ein zweites Hongkong werden, weil es ja (noch) viel Hinterland hat, aber die Verdichtung der Bebauung wird sich in ähnlicher weise gestalten. Man sieht das ja jetzt schon immer deutlicher bei den Hochhausern die hier eng an eng und ohne jedes freie Grundstück, ohne Grün und Bäume, ohne einen einzigen Park hingeklotzt werden. Es werden immer nur ein paar Alibi-Pflanzen und Palmen gesetzt. Und bei dem nächsten Starkregen steht wegen der extremen Versiegelung des Bodens alles unter Wasser. Aber das interessiert die Bau-Projektierer nicht und die Stadtverwaltung von Pattaya? Das kann man nur rätseln, was die machen bzw. ob die sich damit überhaupt befassen (dürfen)? Stadtplanung kann man hier nicht erkennen.
Und die Pläne der alten Regierung von Yingluck Shinawatra, als auch der jetzigen Militärregierung für eine Schnellbahn zwischen Pattaya und BKK, die weiter geht nach Nord-Thailand bis an die Grenze zu China, werden dazu führen, dass hundertausende, die jetzt noch in Bangkok leben, sich eine Wohnung oder ein Haus in oder in Richtung Chonburi und Pattaya kaufen werden. Auch wegen der ständigen Gefahr von Hochwasser in Bangkok und anderer Probleme dort. Pattaya wird eine Boomregion bleiben und sogar noch viel mehr werden als sie jetzt ist. Die meisten Bahts, angelegt in “Betongold”, werden sich hier langfristig rentieren. Gerne wird jetzt angesichts der gegenüber 2013 nahezu verdoppelten Fertigstellungen an Condos (27.000 neue Condos allein für 2014) von einer sich allmählich bildenden Immobilienblase gesprochen. Generell ist das zu pessimistisch, denn gut 60 % der Wohnungen werden noch vor Fertigstellung verkauft. Aber es gibt wie überall Lagen, die sind problematisch und andere Lagen werden dagegen überrannt. Das ist in jeder Stadt und überall auf der Welt grundsätzlich so. In den letzten 25 Jahren sind die Immobilien-Preise in Pattaya und Thailand mit gewissen Schwankungen immer weiter gestiegen. Und das wird noch lange so bleiben, die Entwicklung Thailands von einem uralten Agrarland hin zu einem modernen Industriestandort ist noch lange nicht beendet. Der Tourismus wird daneben weiterhin seine Rolle spielen, aber seine Bedeutung nimmt gegenüber Industrie und Herstellung insgesamt ab.
Ob es dann noch lebenswert ist, in Pattaya oder der Region Chonburi zu leben, steht auf einem ganz anderen Blatt. Sicherlich wird diese unaufhaltsame Entwicklung des Großraumes Bangkok enorme Umweltprobleme produzieren, wovon Smog und ständig giftig-dreckige Luft von Bangkok-City bis Pattaya an der Beach Road nur ein Thema sein werden. Das wäre nicht einmal etwas Neues, denn dreckige Luft hat man jetzt schon jeden Tag an vielen Stellen in Pattaya, Naklua und Jomtien, vermutlich deutlich mehr als in jeder deutschen Großstadt.